Eine Minute Stille für Verstorbene nach Drogenkonsum
21. Juli - Zu viele Tote, zu viele Vorurteile
Eine Minute des stillen Gedenkens widmen die österreichischen Suchthilfeorganisationen den Menschen, die im vergangenen Jahr durch Drogenkonsum verstorben sind. Noch immer werden in Österreich rund 250 drogenbezogene Todesfälle pro Jahr verzeichnet. „Diese hohe Zahl macht deutlich, dass weiterhin großer Handlungsbedarf besteht“, so Thomas Labacher, Geschäftsfeldleiter Sucht bei pro mente OÖ. Dabei sei wesentlich, Sucht als Erkrankung anzuerkennen, um Prävention und Versorgung zu verbessern und gegen eine Diskriminierung von suchterkrankten Menschen zu wirken.
Österreichweite Stille
Am 21. Juli um 16:00 Uhr werden Organisationen der Suchthilfe von Bregenz bis Wien mit einer Minute Stille ihren verstorbenen Klient*innen gedenken. Die gemeinsame Erinnerung soll auf ihr Schicksal aufmerksam machen. „Am heutigen Tag möchten wir an das Schicksal von Menschen erinnern, welche durch Drogen ihr Leben verloren haben! Der Ausbau von niederschwelligen mobilen Suchthilfeangeboten kann helfen Menschenleben zu retten“, betont Thomas Labacher.
Erkrankung, nicht Schwäche
Sucht als Erkrankung sehen und nicht als persönliche Schwäche ist die Voraussetzung für eine Vielzahl an Maßnahmen, die Menschen mit Suchterkrankung ein menschenwürdiges und langes Leben ermöglichen – frei von Stigmatisierung und Diskriminierung. Dabei gehe es um die Bereitstellung von passgenauen „Harm Reduction“- Angeboten, ausreichend medizinischer Versorgung und psychosozialer Begleitung sowie Angebote, die den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben ermöglichen.
Wichtige Ansätze schon realisiert
In vielen Bundesländern sind bereits entscheidende Ansätze realisiert: So gibt es in einigen Bundesländern die Möglichkeit für Konsument*innen von psychoaktiven Substanzen, Suchtmittelproben auf Inhaltsstoffe und Wirkstoffgehalt analysieren lassen. Das sogenannte Drug Checking/ Substanzanalyse hat sich bereits als wichtiges Instrument für die Reduzierung von Risiken und Schäden erwiesen. „Erfreulich ist, dass mit Oberösterreich und Kärnten bald zwei weitere Bundesländer dazukommen werden“, sagt Labacher.
Wohnversorgung bis Therapiemöglichkeit
„Für suchtkranke Menschen braucht es niederschwellige Wohnangebote, wo neben einem Schlafplatz auch psychosoziale Hilfe angeboten wird. Es muss auch sichergestellt sein, dass Menschen, die den Drogenkonsum beenden möchten, rasch einen Therapieplatz bekommen. Derzeit gibt es lange Wartezeiten“, erklärt Labacher.
Finanzierung und Erreichbarkeit
Die Organisationen fordern zum Gedenktag von den Verantwortlichen in den Ländern und im Bund, bestehende Angebote abzusichern und auszubauen. Es wäre wünschenswert, eine flächendeckende Erreichbarkeit zu schaffen, die finanziell langfristig abgesichert ist: „Die derzeitige Finanzierung vieler Projekte mit jährlich erneuerten Verträgen schafft Unsicherheit – es braucht eine verlässliche, nachhaltige Finanzierung“, so die Vertreter*innen der Organisationen. Wichtig sei auch der weitere Ausbau von Angeboten, die an unterschiedlichen Stellen ansetzen:
Safer-Use-Angebote: Maßnahmen zur Risikominimierung beim Konsum.